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Wissenswertes zur Bohlenstube

Holzstuben im Haus gehören seit dem ausgehenden Mittelalter zur gehobenen Wohnkultur in Dörfern und Städten. Sie waren ein Statussymbol; man zeigte, was man erreicht hatte.

Gemälde und Kupferstiche aus der Renaissancezeit überliefern uns einen Eindruck von der Errichtung und Raumwirkung dieser Stuben, einige prächtige Exemplare stellen die Ratsstuben wohlhabender Städte dar, die im Original gepflegt und erhalten wurden.

Zumeist sind die Bohlenwände in einem durchgängig bewohnten Privathaus in der Barockzeit verputzt worden. Viele der Holzstuben sind unbeachtet verschwunden, von ihren Bewohnern ausgebaut oder mit dem Abriss des Hauses zerstört. Öfter überlebt haben die Decken der Holzstuben, wie auch in unserem Falle.

Ursprünglich war die Bohlenstube der Hauptraum im Hause, rauchfrei beheizbar durch eine Feuerstelle außerhalb. In unserem Falle war das die schwarze Küche an der nördlichen Seite, von der eine rußgeschwärzte Wand zeugt. (Jetzt verdeckt durch eine Wandverkleidung unserer kleinen Teeküche.) Von hier aus wurde ein sogenannter Hinterladerofen in der Stube mittels Eingangs- und Ausgangsöffnung (Bileger) mit der heißen Luft beschickt.

Heute an der Hofseite gelegen, war die Stube zur Erbauungszeit ganz offensichtlich an der damaligen Straßenseite gelegen. Die drei Fenster wurden mit Gewänden aus Sandstein geschmückt und haben innen Bogenabschlüsse. Auch die Fassade aus Stein, Zeichen des Wohlstandes, zeigte zur (ehemaligen) Straßenseite. Ob hier vorhandene Bausubstanz genutzt wurde, ist nicht ganz klar. Zumindest ist unter der Bohlenstube ein verschütteter Keller zu orten, in dem Scherbenfunde bis ins 13. Jahrhundert zurück mittelalterliches Alltagsleben bezeugen.
Wir wissen auch nicht, ob sich hier an der Ostseite der Bohlenstube ebenfalls eine Holzwand befand. Denkbar ist jedenfalls das Mobiliar, das aus Bänken und einem Tisch bestand. Gegenüber der Wärmequelle, im Licht der Fensterscheibe, nahm die Familie Platz zu gemeinsamen Mahlzeiten oder empfing Besuch. ( siehe unsere Farb- und Einrichtungsstudie )

Typisch ist die nahezu quadratische Grundfläche von ca. 4 mal 4 Meter und die niedrige Decke, mit der man die Wärme auch im Winter halten konnte. Sie war (und ist) durch eine Lehmschüttung auf den Deckenbohlen wärmegedämmt. Isolierend wirkten auch die Wände aus Lehmziegeln im Inneren des Hauses.

Die Südseite schließt am Nachbarhaus an. Hier dämmte ehemals eine dicke Lehmputzschicht, die leider durch Feuchtigkeit zerstört wurde und jetzt durch eine neue Ziegelmauer ersetzt wurde, auch aus statischen Gründen.

LITERATUR: - Hornby, Frank; Reinhardt, Holger: Hausbau in Thüringen und angrenzende Regionen (Marburg 2002) - Holzstuben in Thüringen S. 51 - 68

                      - Högg, Frank: Bauforschung in Quedlinburg und der Harzregion (Marburg 2010) – Bohlenstuben in Stolberg/Harz S. 213 - 231

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